Aposteln – Der Name ist Programm
Was ist meine Berufung? Oder anders formuliert: Wofür will ich mich in meinem Leben einsetzen?
Mit dieser Frage wurden die Apostel konfrontiert. Die zwölf Männer, die damals mit dem Wanderprediger Jesus durch die Lande gezogen sind. Eine Frage, mit der sich diese Männer nicht leicht getan haben.
Denn die zwölf Apostel konnten eigentlich kaum unterschiedlicher sein. Da waren die einfachen Fischer Petrus und Andreas, die Brüder Jakobus und Johannes, die wegen ihres Charakters ‚Boanerges‘ – ‚Donnersöhne‘ – genannt wurden, Bartholomäus, auch Nathanael genannt, Jakobus der Jüngere, Matthäus, der korrupte Zöllner, Philippus, Simon, der zu der radikalen religiösen Gruppe der Zeloten (Eiferer) gehörte. Da finden sich Menschen wie Thaddäus und Thomas, der ‚Ungläubige‘. Judas Iskariot, der Verräter, für den später Matthias dazu gewählt wird. Und natürlich der Intellektuelle und Gelehrte Paulus, der nicht mit Jesus herumgezogen ist, sich aber in die Schar der Apostel eingeklagt hat.
Sie alle zeichnete etwas zentrales aus: sie waren ‚Apostel‘, das heißt ‚von Gott Gesandte‘ von griechisch ‚apostollein – senden‘. Ganz unterschiedliche Typen. Mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten und Charakteren. Aber sie halten zusammen und sie fühlen eine gemeinsame Sendung: die Frohe Botschaft von der Nähe Gottes zu den Menschen zu bringen.
Der Name der Kirche St. Aposteln ist Programm für alle, die hier ein und aus gehen. Jeder und jede in und um unsere Kirche kann sich fragen: Was ist meine Berufung? Wofür will ich mich in meinem Leben einsetzen? Fühle ich eine Sendung, einen Auftrag für mein Leben? Schickt Gott vielleicht auch mich mit meiner Geschichte, mit meinem Charakter und meiner Begabung?
Ich finde es beeindruckend, dass die zwölf Apostel es damals schaffen, die Botschaft Jesu in die ganze Welt hinein zu tragen: nach Kleinasien und Griechenland, nach Syrien und Nordägypten, nach Rom und Konstantinopel, nach Persien und Indien. Sie hatten etwas zu erzählen, was ihr Leben reich und kostbar gemacht hat. Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über. Sie haben gestritten und geliebt, gehofft und gebangt, Gemeinden gegründet und Kirchen aufgebaut. Und all das im Vertrauen aufeinander und auf Gott.
Und wir heute? Der Kirchort St. Aposteln ist in dem bunten Blumenstrauß der Gemeinden in der Kölner Innenstadt eine besondere Blüte. St. Aposteln steht unverrückbar da als ein prachtvolles und himmeldeutendes, heiliges Bauwerk mitten in der Innenstadt am Neumarkt. Und viele Menschen, die sich hier beheimaten, lassen sich senden: sie singen in unseren wunderbaren Chören, helfen bei dem kostbaren Engagement für die Armen und Hilfsbedürftigen, stärken einander bei der Feier der Liturgie, inspirieren sich gegenseitig beim Teilen des Glaubens, erschließen Menschen die Geschichte der Kirche und des Glaubens. Und was nicht noch alles! Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über.
Unser Jubiläumsjahr kann für jeden und jede ein Impuls sein: Was ist meine Berufung? Schickt Gott vielleicht auch mich mit meiner Geschichte, mit meinem Charakter und meiner Begabung? Es ist der Impuls, innerlich wieder einmal aufzubrechen wie die Apostel damals. Streiten und lieben, hoffen und bangen, die Gemeinde und Kirche neu aufbauen im Vertrauen aufeinander und auf Gott.
Pfr. Dominik Meiering